Ossulgarnen

Die Drei Schlangen

Die drei Schlangen oder der Weg hinter die Unterführungen


Hier ist Natternrecht, der Wald, und hier ist Knarrenruh, das Meer.
Im Wald wachsen die Geheimnisse hoch, im Meer dagegen sinken sie tief.

Und zwischen diesen beiden windet sich der Grüne Drache,
der Geist des Süßwassers. Viel mehr noch, die Schlange der Zeit.

Doch du weißt, die Welt ist Äffung. Mimese auf Mimese. Das geteilte Geheimnis
der Gestalt. Masken, die sich verändern und fremde Gesichter dahinter.

Und so sind da, wo sich eine Schlange windet, tausend Schlangen.
Alle ungleich in ihrer Ähnlichkeit. Und keine zeigt ihren Kopf.

Du, mein Kind, schau auf die nächsten zwei. Sieh, wie sie kriechen.

Dort ist Engangabannun, der Wegwespenweg. Das älteste aller Lebewesen
und die Schlange des Raums. Seitwärts bewegt er sich durch den Sand,
bringt den Sand, ist der Sand.

Da ist Der-Eine-Wind-Der-Nacht, die Schlange der Sehnsucht. Der wärmste
aller Geister. Er rollt über den ungepolten Schirm, das Schattentheater
hinter Raum und Zeit, das Land der Spuren.

Wo die drei sich aber berühren und winden, weit hinter den Unterführungen
und jenseits der Zäune, da ist Ossulgarnen.

Wo die Städte und die Wälder und die Berge und die Seen zum Sterben hinziehen,
Wo die Nasen und die Zungen und die Augen und die Hände und auch die Ohren verwirrt sind.

Sie alle schaun uns an. Sie sehen, wie wir kriechen.

Dahin, mein Kind, wollen wir gehen, auf die Linien, die die Welt verstehen.
Und wenn wir dann zurückkehren, werden wir Andere sein als zuvor.

Veränderte Masken mit fremden Gesichtern dahinter.

#Chedien #Wortwerkstadt #think-moss