Gedichte: Es mag Milliarden Jahre kosten
Ruf Kreuzottern im Tieflandsumpf
Zähl Häuser schief, mach Fenster stumpf
Lass das Marschland sich entkleiden
Gott Schlick, Gott Schlamm halt Schiff am Rumpf
Wolln grün Titanen-Wellen sich weiden
Führ Mücken auf, Zweiflügler-Chor
Mit Blut bezahlt, Freund tritt hervor
Sie sind und warn nie wählerisch
Dass sich All-Mensch-Verwandheit nicht verlor
Sind alle eins, am Mückentisch
Und Nachts kommen Sterne ohne Zahl
Am Morgen Himmel blau-brutal
Orangenes Haupt der Flutregionen
Singen Lurche Liebe unterm Schilfrohr-Pfahl
Während Libellenhäute auf Kolben thronen
So war es einst, so werd es wieder
Friss, Flut, der Menschen Bauten nieder
"Ach, Acker, Deich und Wehr
Ich seh doch fallwolln, müde Wackelglieder
Gebt euch meinen Wellen her"
Doch auch wir Menschen könnten Wege finden
Die Flutwelt nicht zu unterbinden
In Sumpf verliebt zu leben
Würden uns mit Ringelnattern winden
Und nehmen, wie auch geben
Es mag Millionen Jahre kosten
Und auch Schilfrohr, wie Menschhäuserpfosten
Doch Flutland wird zurückkehren
Schau an, Gedeihen und verrosten
Zwischen Sümpfen, Marsch und Meeren