Gedichte: Es tanzen die Knochen in Häuten
Es tanzen die Knochen in Häuten
Vor schallernden Lichtern dahin
Die Bernstein-Licht-Formen von Leuten
Schleudern spannend den Muskel-Klang-Sinn
Und es sitzen auf Bänken in Buchten
Wo der Schweiß und der Cocktail-Sud spritzt
Menschengesichter wie Fluchten
Mit grinsenden Kippen geritzt\
Glasschalen mit offenen Mündern\
Von Krohnkorkenasche bedeckt\
Wolln die Zahlreichen Momente plündern\
Die hier inniges Fremdsein erweckt\
"Ach, haben wir uns nicht schonmal gesehen?"\
Die Lüge beginnt das Gespräch\
Parfüm staubt heran wie ein Wehen\
Zieht williges Nicken nach sich\
\
Auf dem Tanzplatt eine Gottheit aus Lymphe\
Saugt Ichor-Gewässer ins Netz\
Streichelt mal weiblich, mal männliche Nymphe\
Unter Tonklau, Zerhau und Zerfetz\
\
Dann donnernd und inkompatibel\
Dreh auf dem Polster-Rot ich mich davon\
Sehn mich nach Freiheit, nach Fenstern und Giebel\
Nach Dämmern wovon Sternsonne glomm\
\
Und über Knabberkram-Schalen und Flaschen\
Kommt eine Schar Jung-Männer-Feen herein\
Gekleidet in Schäbe-Jacken und Taschen\
Und Glas-Katzen-augenden Schein\
\
So wie sie dort grinsen und lächeln\
Auf Ausschau nach Tresen und Bier\
War ich eben noch Aufbruchs-Hund-Hächeln\
Bleib ich schließlich doch länger noch hier\
\
Nach und nach werden sie Teil jehner Masse\
Doch steht einer von ihnen zurück\
Ich starr ihn an, was ich selber sonst hasse\
Und schließlich trifft sich unser Blick\
\
Durch den Lymph-Gott sind kurz wir verbunden\
Und Waldeinsamkeit bricht von uns heraus\
Alle Distanz für nen Moment überwunden\
Ich lächle und gehe nach Haus