Mitternachtstorte: Die Frau am Graben
Da steht eine Frau auf nem Bürgersteig an einer vielbefahrenen Straße.
Hauptstraße wohlmöglich.
Neben der Frau, getrennt von der Straße durch den Bürgersteig, befindet sich ein Gewirr von Büschen und Gestrüpp.
Die Frau hat Klamotten an, die teuer aussehen und sie hält mit der linken Hand ein paar Äste zur Seite. Dahinter offenbart sich einer dieser Entwässerungsgräben, die sich durch fast alle Nordwestdeutschen Städte ziehen. Versteckt in Gebüschen, heimlich Gärten und Kleingärten umsäumend.
In dem Entwässerungsgraben stehen vier Gestalten. Eigentlich nur sichtbar vom Standpunkt der Frau aus.
Sie tragen abenteuerliche Kleidung, große Rucksäcke und Masken aus den Schalen unbekannter Tiere oder einer silbernen Flüssigkeit.
Scheinbar redet die Frau mit den Gestalten. Auch, wenn nur sie hört was gesagt wird.
Die Frau nickt schließlich und grinst.
Sie schmeißt ihre Aktentasche weg und den teuren Mantel, krempelt die Ärmel ihrer Bluse hoch und zieht die Schuhe aus. Kurz überlegt sie die auch noch wegzuwerfen, die Absatzschuhe. Dann bindet sie sie mit einer Schnur zusammen und hängt sie sich um den Hals.
Eine der seltsamen Gestalten reicht ihr einen der großen Rucksäcke und eine Andere gibt ihr ein Nesselgewehr.
Die Äste schlagen hinter ihr zusammen, als die Frau in den Graben steigt.
Eine vorbeifahrende Rentnerin formt tonlos die Worte "Gute Reise" in ihrem Auto.